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wie die häuser entstehen


Um sich einem fremden Erdteil mit einer konkreten Bauaufgabe zu nähern ist die Auseinandersetzung mit den sozioökonomischen und kulturellen Bedingungen ebenso wichtig wie die Kenntnisse über den technischen und klimatischen Hintergrund. Die Studierenden erarbeiten sich diese Themen mit umfassenden Recherchen und entwickeln verschiedene Lösungsansätze.
In der Entwurfsaufgabe für eine Schule oder einen Kindergarten nden, insbesondere in Hinblick auf die eigenhändige Realisierung des Projektes alle zentralen Inhalte des Architekturstudiums eine vertiefte Umsetzung. Neben den funktionalen und ökonomischen Aspekten sind umfassende Überlegungen zur Konstruktion und ein sparsamer und ökologischer Materialeinsatz zu berücksichtigen. Auch an die gestalterische Arbeit, an die räumliche und formale Qualität des Entwurfs wird ein hoher Maßstab gelegt um der Wertschätzung für die Aufgabe und für die späteren Nutzer einen besonderen Ausdruck zu geben.
Aus den klimatischen Bedingungen müssen sich besondere Strategien für die Planung und Realisierung ergeben. Es müssen Gebäude entstehen, die ohne technische Klimatisierung, energieautark über das ganze Jahr angenehme Rautemperaturen bereit stellen zu können. Das bedeutet für die subtropischen Regionen zunächst einen ausreichenden Sonnenschutz durch Ausrichtung und Gebäudeform zu erhalten und für eine größtmögliche Belüftung der Innenräume zu sorgen um die Aufheizung über den Tag zu reduzieren.
Eine besondere Anforderung stellten die klimatischen Verhältnisse für unsere Gebäude in Johannesburg dar, wo in den Wintermonaten auf etwa 1800 m Meereshöhe die Temperaturen bis zum Gefrierpunkt absinken. Neben der Bewältigung des sommerlichen Wärmeschutzes war es hier nötig die Räume an kalten Wintertagen ohne Beheizung, nur durch die Sonneneinstrahlung ausreichend erwärmen zu können.

Eine entscheidende Bedeutung für die Umsetzbarkeit der Gebäudeentwürfe ist die Wahl der Konstruktionstechniken und der Baustoffe. Unsere Vorgabe die Auswahl dabei weitestgehend auf lokal verfügbare Materialien zu beschränken hat dabei mehrere Hintergründe. Zum einen sollen die eingesetzten Techniken auch durch die Menschen vor Ort anwendbar sein, die Gebäude sollen exemplarisch zu kostengünstige und nachhaltigen Bauweisen anregen. Zum anderen sollen größere Transportwege vermieden werden und lokale Produzenten unterstützt werden.
In Johannesburg konnten wir auf diesem Weg eine kleine Steinproduktion unterstützen, die im benachbarten Township aus einer lokalen Initiative für Arbeitslose entstanden war und uns für zwei Baustellen beliefern konnte. Eine andere Möglichkeit ergibt sich aus der Anwendung von Lehm, oder Lehmsteinen als Wandbaustoff, wie bei der Baustelle in Raithby und zukünftig in Mzamba. Der Rohstoff dafür ist zumeist lokal verfügbar und kann ohne großen Kostenaufwand sehr vielfältig eingesetzt werden. Es ergibt sich damit eine Anknüpfung an traditionelle Techniken, an die ökonomischen und nachhaltigen Möglichkeiten des Selbstbaus die es auch in Südafrika wieder zu beleben gilt.
Aus den wenigen verfügbaren Materialien muss sich keinesfalls eine Einschränkung für unsere Gebäude ergeben. Gerade die Reduzierung auf einfache Bauweisen und eine geringe Auswahl an Baustoffen führt uns zu den elementaren Anforderungen und Qualitäten des Bauens. Denn die angemessene Gestalt, die räumliche Atmosphäre und die dauerhafte Benutzbarkeit sind durch ein Mehr an Technik und Material nicht leichter zu erreichen.

Neben all den planerischen Überlegungen und Vorbereitungen ist es für das Gelingen der Projekte unerlässlich die Menschen vor Ort frühzeitig mit einzubeziehen den tatsächlichen Bedarf und die Umgebung vor Ort kennen zu lernen. Die Projektleiter des Vereins übernehmen diese Recherche und stellen gemeinsam mit den lokalen Organisationen den Kontakt zu unseren Partnern vor Ort her um eine gemeinsame Baustelle überhaupt erst möglich zu machen.
Daraus kann sich dann auch ergeben, dass wie bei der Schule in Mzamba zunächst eine Wasserversorgung für die Nachbarschaft eingerichtet werden muss, noch bevor die Baustelle beginnen kann. In den Gesprächen mit dem Dorfkomitee, den Nachbarn und Vorstehern hatte sich heraus gestellt, dass selbst die weit entfernte Wasserstelle nicht zuverlässig arbeitet und von öffentlicher Seite keine bessere Ausrüstung zu erwarten ist.
Der von uns errichtete Brunnen am Eingang der neuen Schulanlage ist jetzt weit mehr als eine notwendige Infrastruktur. Er wurde der Treffpunkt für die umgebenden Ansiedlungen und machte unsere Schule zum Mittelpunkt der Gemeinde noch bevor die ersten Kinder dort unterrichtet wurden.